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( E | R | I | N | N | E | R | U | N | G | E | N ) ( A | N ) ( D | I | E ) 
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( A | M | E | R | I | K | A | N | I | S | C | H | E | N )
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( S | O | L | D | A | T | E | N )
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( I | N ) ( F | R | I | E | D | B | E | R | G )
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Ab 1950:

Panzer in der Wetterau

Erste Erinnerungen an die US-Army habe ich aus den Fünfzigern, als nachts die Panzer von der Kaserne kommend durch Fauerbach gerollt sind. Es gab noch nicht das Manövergelände am Winterstein. Die Brücke dorthin von Ockstadt über die Autobahn wurde erst in den späten 50er gebaut. (Meine Eltern gingen mit uns Kindern oft in den Wald und wir mußten dazu die Autobahn zu Fuß überqueren.)

ca. 1956:

Truppenübungsplatz am Winterstein

Beim Pilze sammeln am Panzerübungsplatz im Ober-Mörler Wald am Eichkopf fand ich einen Maschinengewehrt-Gurt mit Übungsmunition (Platzpatronen). Ich gab ihn meinem Freund P., der damals schon an allem amerikanischen interessiert war. Dessen Eltern waren schon vorher mit Amerikanern befreundet – vielleicht, weil diesen nach dem Krieg in ihrem Haus eine Wohnung zugewiesen worden war.

ca. 1959:

Tanzabende im Offiziersclub Hanau

Eine Lehrerin der Schillerschule (Mädchengymnasium in der Burg) besaß Kontakte zum Hanauer Offiziersclub und organisierte Busfahrten für Schülerinnen ab Klasse 10 (ab 16 Jahre, Tanzstunde) zu Tanzabenden dorthin. Es war von der jungen und fortschrittlichen Lehrerin äußerst mutig, sich in einer Schule mit einer ganzen Reihe schrulliger lediger Frauen (die damals Wert darauf legten, als Fräulein angesprochen zu werden) so zu engagieren.

Heiraten und Auswandern

In dieser Zeit gab es häufiger Freundschaften zwischen GI’s und Mädchen, die auch zu Ehen und Auswanderung führten. Ein Beispiel war der „Tannenhof“, am Waldrand zwischen Bad Nauheim und dem Übungsplatz gelegen. Der Wirt hatte drei Töchter, die alle nach Heirat mit einem GI in die Staaten gingen.

Die Schwester meines Schwagers arbeitet in der PX und lernte dort ihren Mann kennen. Er war Berufssoldat, und nach vielen Stationen, z.B. Hawaii und Bermuda, arbeitete er dann bei Boeing. Die Schwester lebt heute in Tacoma, WA.

ca. 1960:

Ein GI als Skifahrer

US-Soldaten versuchten, auch außerhalb der Kneipen in Kontakt zur Friedberger Bevölkerung zu kommen. Im Winter organisierte der Skiclub Friedberg an jedem Wochenende Fahrten in den Vogelsberg, an denen manchmal auch ein amerikanischer Soldat teilnahm. Meine Schwester war mit dem auch etwas Deutsch sprechenden Soldaten, der wohl bei der MP war, dann längere Zeit (etwa ein Jahr) eng befreundet. Er hatte sein Fahrrad in der Kaserne, besuchte uns regelmäßig und hatte uns auch seine damals hochmoderne Stereoanalage ausgeliehen.

Erinnerungen an die amerikanischen Soldaten in Friedberg
Erinnerungen an die amerikanischen Soldaten in Friedberg

Whiskey und Zigaretten

Mein Freund war nicht der Einzige Jugendliche, der in dieser Zeit mit Whiskey und amerikanischen Zigaretten handelte. Auf der Kaiserstraße, in den entsprechenden Lokalen, auch im Freibad – immer waren GI’s mit den bekannten braunen Papiertüten präsent. Falls es kein Geschenk war fand der Umtausch meistens in Naturalien (Bier) statt. Ich kenne nur einen Fall, bei dem ein Amerikaner, wohl kein Soldat (von den anderen als Puerto-Ricaner abgelehnt), einen regelrechten Schwarzhandel mit den unverzollten Zigaretten betrieb.

Und was haben wir selbst mit dem Whiskey angefangen? Der Konsum im Schwimmbad bei über 30° und Sonnenschein war nicht zu empfehlen. Ich kann mich an einen Fall erinnern, bei dem es für einen Freund nicht gut ausging, zumal er hinterher mit uns in die Tanzstunde gehen wollte. Anders war es , wenn wir im Cortina in Friedberg oder in einem Nauheimer Lokal mit der Whiskeyflasche unterm Tisch Cola getrunken haben und dabei immer lustiger wurden.

Die PX

Das Angebot der PX (in Bad Nauheim) war für uns ein Traum, aber wie konnte man es nutzen, da man nur in Dollar bezahlen konnte? Meine Lebensgefährtin Monika erzählt, dass man bei Taxifahrern günstig Münzgeld – meist Quarter – tauschen konnte. Ein Dollar war etwa 4,20 DM wert. Da die Banken für Münzen einen Abschlag nahmen waren die Taxis mit 1 DM pro Quarter zufrieden, und man konnte dafür zum Beispiel eine große Packung Erdbeer-Vanille-Eis bekommen.

Musik und Englischunterricht

Sicher war es eine Rebellion gegen die Generation der Eltern, die uns so vehement in die Amerikanische Musik trieb – gerade weil der abwertende Begriff „Negermusik“ bei vielen Älteren noch präsent war. Wo immer möglich hörten wir AFN (American Forces Network). 1961 hatte ich ein winziges Transistorradio geerbt, mit dem wir dann die Musik auch im Freibad hören konnten. (Auf einer Klassenfahrt hörten wir am 26. Juni 1963 so auch Kennedys Rede mit „Ich bin ein Berliner“ und handelten uns Ärger mit dem Lehrer ein, weil wir gerade eine Kirche in Aschaffenburg besichtigten…)

Unserem Englischlehrer fiel unsere veränderte Aussprache auf und er erlaubte uns, dass wir statt Englisch Amerikanisch sprechen durften. Wir hatten bei ihm auch Erdkundeunterricht, und er hat uns mit einem selbstgefertigten Puzzle die Lage der einzelnen US-Staaten so nahegebracht, dass es mir bis heute in Erinnerung ist.

Schallplatten und Musikbox

Wie kam man aber an die Musik heran? Es gab Plattenspieler und vor allem Vinylsingleplatten, die mit 4.50 DM recht teuer waren. Billiger bekamen wir sie von den amerikanischen Freunden aus der PX, und es wurde oft getauscht. Lokale suchten wir meist nach der Musik aus, die in einer Musikbox lief, was für jeden Song eine Investition von 20 Pfennig bedeutete. Neben dem Eiscafe Cortina mit Elvis, Chubby Checker und Twist war das zum Beispiel das „Rosenstübel“, ein winziges Lokal auf der Kaiserstraße, das fast nur von Farbigen besucht wurde und als einziges Ray Charles-Platten hatte.

Countrymusik

Ein Highlight war für uns, wenn wir mit amerikanischen Freunden in einen der Clubs in den „Ray Barracks“ gehen durften. Ich weiß nicht, was es mit dem späteren „Capri Club“ zu tun hat. Jedenfalls kannte ich nur den EM-Club für einfache Soldaten und den NCO-Club für Unteroffiziere. In dieser Zeit traten dort Musiker auf, die in den Hitlisten der Countrymusik ganz oben Standen, allen voran Jim Reeves, Bobby Bare & Skeeter Davis, Ray Price – heute kennt sie sicher kaum noch jemand.

Die Clubs waren auch sonst für uns wie eine andere Welt, und ich kann mich vor allen an die „Einarmigen Banditen“ erinnern, die man mit einem Dime bedienen konnte, manchmal rasselnd Geld ausspuckte und bei denen man am Ende meistens doch verloren hatte.

Rassentrennung

Die Trennung zwischen Weißen und Farbigen war außer beim Dienst der Soldaten überall sichtbar. Es war die Zeit vor dem "Bloody Sunday" in Selma, Alabama, und die MP waren ausschließlich Weiße, vor denen die Farbigen regelrecht Angst hatten. Auf der Kaiserstraße gab es die „Rote Mühle“, ein etwas verrufenes schummeriges Lokal, in dem sich auch nur farbige Soldaten aufhielten. Hier gab es ein Warnsystem, denn wenn der Schrei „MP“ kam, sprangen Einige (vermutlich nicht unbegründet) aus dem Hinterausgang. Die MP kontrollierte dann äußerst scharf (und wunderte sich wahrscheinlich, warum wir jungen Deutschen hier saßen).

Wie die MP von allen Soldaten gefürchtet wurde beschreiben die Zeilen im Song von Tom T. Hall, der in Darmstadt stationiert war: „Salute to a switchblade.“

Well, the waitress yelled there's MPs on the way
That's one more reason I didn't want to stay
As I went out the window somethin' went switch
And I giggled all the way home knowin' he missed …

Germany being full of good soldiers and good people”